3sat-Mediathek: Wie Hochsensible die Welt wahrnehmen
Am 22. Mai 2024 um 20:15 Uhr ging auf 3sat die Dokumentation „Wie Hochsensible die Welt wahrnehmen“ von Henriette Maslo-Dangl über die Bildschirme des D-A-CH Raumes.
Expertinnen und Experten aus den Bereichen Psychologie, Medizin, Pädagogik, Arbeit und Wirtschaft geben mit dem Film „Wie Hochsensible die Welt wahrnehmen“ Einblick in den noch jungen Wissenschaftszweig der Hochsensibilitätsforschung und stellen darin hochsensible Menschen mit ihren persönlichen Stärken, Schwächen und Herausforderungen vor.
Zwei dieser Interviews fanden u.a. im Universitätsklinikum Tulln statt, und zwar mit Primar Assoc. Prof. PD Dr. Martin Aigner, Leiter der Klinischen Abteilung für Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Tulln sowie Präsident der Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, und Chris Novi, der als Autor, Künstler und Musiker sowie Mitbegründer und Initiator der themabezogenen Selbsthilfeorganisation SAG7 (Anonyme Hochsensible) zu Wort kam.
Chris Novi hatte nicht das Glück, dass seine Hochsensibilität bereits in seiner Kindheit erkannt und gefördert worden wäre. Dennoch hat er den Fluch seiner Hochsensibilität genutzt, um daraus eine Selbsthilfeorganisation für hochsensible Personen, deren Angehörige und alle Interessierten zu gründen. Die gemeinnützige Organisation informiert, hilft und ermöglicht Austausch und Information, u.a. durch die Zurverfügungstellung eines Zwölf-Schritte-Programmes für die persönliche Entwicklung und Prophylaxe. SAG7 wird aus den Mitteln der österreichischen Sozialversicherung gefördert und ist Mitglied des Bundesverbandes „Selbsthilfe Österreich“. Unterstützung hat Chris Novi dabei von Beginn an von Martin Aigner.
Der Mediziner grenzt genau ab, dass Hochsensibilität keine Erkrankung oder klinische Diagnose ist, sondern eine Wesenseigenschaft, die man hat oder eben nicht. Manche Hochsensible können aufgrund der geringeren Reizschwelle unter ungünstigen Umständen allerdings anfälliger für diverse Erkrankungen wie etwa Depressionen oder Alkoholismus sein. Seine Erfahrungen zeigen, dass bei Patientinnen und Patienten, wenn sie sozusagen merken, dass sie eine Geschichte der Hochsensibilität seit der Kindheit an hatten und lernen, damit umzugehen, dies auch durchaus Positives mit sich bringen kann. Eine hohe Reizempfindlichkeit könne neben Einschränkungen und einer Vulnerabilität also genauso Vorteile mit sich bringen. Forschungen zeigen, dass Betroffene oft sehr kreative und soziale Menschen sind, die sehr feinfühlig sein können, so Aigner. Die Abgrenzung zu einer Erkrankung sei wichtig, wie etwas zu psychiatrischen Phänomenen wie „Filterstörungen“, die mit der Hochsensibilität nicht gleichzusetzen seien.
Wer hochsensibel ist, nimmt Sinnesreize intensiver wahr, verarbeitet sie tiefer und hat oft ein ausgeprägtes Gespür für Ästhetik. Deswegen wird in der Forschung vermutet, dass Hochsensibilität unter anderem bei Künstlerinnen und Künstlern häufig vertreten ist.
Text: SAG7 / Video: Henriette Maslo-Dangl
Links:
https://topos.orf.at/hochsensibilitaet100