Hochsensibilität versus Vulnerabilität – Fachaustausch am Universitätsklinikum Tulln
Tulln – SAG7, eine themenbezogene Selbsthilfe- und Patientenorganisation für hochsensible Menschen, organisierte in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Tulln einen Abend des Austausches rund um dieses sehr wichtige Thema.
Am 20. Februar 2019 fand ein Fachaustausch zum Thema Hochsensibilität und Vulnerabilität im Universitätsklinikum Tulln statt. Die themenbezogene Selbsthilfe- und Patientenorganisation SAG7 mit der Obfrau Karin Novi organisierte in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Tulln, Frau DGKP Krumpek, stellvertretende Pflegedirektorin, und der klinischen Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutischen Medizin, diesen Abend.
Hochsensibilität ein Phänomen, bei dem Betroffene stärker als der Durchschnitt auf Reize reagieren, diese viel eingehender wahrnehmen und verarbeiten. Ihr gegenüber steht die Vulnerabilität, diese Personen werden besonders leicht emotional verletzt, sie sind verletzlicher. Die Resilienz hingegen bietet eine psychische Widerstandsfähigkeit. Die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen.
Der Abend zu diesem Thema wurde gleich zu Beginn von zwei Fachvorträgen eingeleitet: Prim. Prof. Dr. Martin Aigner, Leiter der klinischen Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutischen Medizin, beleuchtete die Entwicklung des Begriffs „sensory processing sensitivity“ seit der Publikation von Aron & Aron 1997 (ein Forschungsprojekt über „hochsensible Persönlichkeit“) und die wissenschaftlichen Aspekte bis heute. Das Resilienz-Vulnerabilitäts-Modell wurde dem „Hochsensibilitätsmodell“ gegenübergestellt. Frau Dipl. Päd. Karin Abriel, diplomierte Pädagogin und Shiatsu Praktikerin von „Mein Tempo“, berichtete aus ihrem reichen Erfahrungsschatz bei Kindern und dem Potential, das die Hochsensibilität, wenn sie erkannt und verstanden wird, bieten kann.
In vier Arbeitsgruppen wurde das Thema Hochsensibilität und Vulnerabilität vertieft, die Rolle der Hochsensibilität im Gesundheitswesen diskutiert und diagnostische Aspekte der Hochsensibilität geschärft: Als Persönlichkeitseigenschaft kann Hochsensibilität ein Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Erkrankungen sein, ist jedoch selbst keine Psychische Erkrankung. Beim Vulnerabilitätsmodell wird die Schwäche betont. Bei entsprechendem Verständnis kann Hochsensibilität ein Potential sein.
Die Teilnehmer waren breit gestreut und zahlreich: Betroffene, Angehörige, „Psychiatrie-Profis“ (Pflege, Ärzte, Therapeuten, …) und „Organisations-Profis“ (NÖGKK, NÖGUS, NÖ-Landeskliniken-Holding, Psychosozialer Dienst, …) im Sinne eines „tetralogischen“ Dialogs.
Auf Augenhöhe mit gegenseitiger Akzeptanz und Wertschätzung fand bei guter Stimmung ein Austausch zu diesem aktuellen und wichtigen Thema statt. Das Feedback ermutigt zu Folgeterminen, die einerseits das Thema Hochsensibilität weiter aufbereiten und andererseits den Dialog darüber fördern sollen.
Foto v.l.n.r. Prim. Prof. Dr. Martin Aigner, Dipl. Päd. Karin Abriel, Karin Novi und Christine Krumpek
Eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Tulln vom 20. Februar 2019
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmung von Sabina Trinkl, Pressekoordinator